Den Künsten wird gemeinhin die Fähigkeit zugesprochen, Dinge in ihrer Komplexität darzustellen, individuelle Sichtweisen und Belange so an allgemeine Diskurse zu knüpfen, dass Konflikte nicht überschrieben, sondern in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung erkannt und produktiv gemacht werden. Dabei bleiben jedoch oft diejenigen Zwänge und Konflikte unausgesprochen, denen die Kunstproduktion selbst unterliegt.
Die von Joanna Warsza konzipierte Reihe an performativen Ereignissen geht auf die Idee der performativen Demokratie zurück, wie sie von der polnischen Soziologin Elżbieta Matynia formuliert wurde. Matynia bezeichnet damit eine authentische und lokal bedingte Dimension von Demokratie, die den Menschen das politische Potential ihrer Verhaltensweisen und Äußerungen vor Augen führt.
Aber wie kann Demokratie gelebt werden? Wie kann Kunst die kritische Wahrnehmung und Meinungsbildung schärfen und wie kann sie dazu beitragen, gesellschaftliche und politische Handlungsmacht zu implementieren und darüber hinaus die eigene Verwicklung mit einbeziehen? In Zusammenarbeit mit den Künstler*innen Alexandra Pirici, Ulf Aminde und Pablo Helguera werden klassische Kulturpraktiken wie Rhetorik, Orchestermusik und Denkmalskunst auf ihr Potenzial im Sinne der performativen Demokratie untersucht.
Joanna Warsza ist unabhängige Kuratorin für darstellende und bildende Kunst und für Architektur. Sie kuratierte den georgischen Pavillon bei der 55. Biennale in Venedig und war Ko-Kuratorin bei der 7. Berlin Biennale. Joanna Warsza lebt und arbeitet in Berlin und Warschau.
›Performative Democracy‹ ist Teil des Projekts Responsive Subjects, in dessen Rahmen die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig u. a. mit James Langdon (Birmingham), Joanna Warsza (Warschau/Berlin) und Kateřina Šedá (Brno) kooperiert.