Travestie für Fortgeschrittene: Warte mal!

Eine szenische Darbietung in mehreren Akten

Travestie für Fortgeschrittene nimmt die Wertvorstellungen einer vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft ins Visier, die über kollektive Identitäten und Ausgrenzungsmechanismen gefestigt werden. Der Aufruf, das Eigene und Althergebrachte zu wahren, erweist sich immer wieder als massenwirksam und hat u.a. zur Folge, dass Dynamiken und Veränderungen, die für Individuen, Gesellschaften, Kulturen und Ökonomien prägend sind, ausgeblendet werden. So bleibt auch verdeckt, dass das Verhältnis von Subjekt, Macht und Geschlecht je nach Betrachtungsperspektive neu gefasst werden muss.

Das Projekt geht gegen statische und eindimensionale Lebensentwürfe und Gesellschaftsmodelle vor. Es ist als ein Reigen von Verwandlungen konzipiert und behandelt Themen, die von neokonservativen und populistischen Tendenzen besetzt und vereinnahmt werden. So zum Beispiel die Migration von Menschen, die als eine Bedrohung der „eigenen“ Werte, als Verknappung von Ressourcen gelesen wird, ohne die Jahrhunderte langen Prozesse des Austausches und die gegenseitigen Einflüsse zu reflektieren. Oder Homosexualität, die aus biologischer, reproduktiver und ethischer Sicht immer wieder angefochten wird, um nicht zuletzt familiäre, kulturelle und nationale „Schutzwälle der Normalität“ zu errichten.

Travestie für Fortgeschrittene wurde im europäischen und internationalen Kontext von Inklusion/Exklusion, von Zuwanderungsdebatten, Übergriffen gegen Frauen, Migrant_Innen und Homosexuelle konzipiert. Es setzt sich mit (hetero)normativen Handlungsformen und Diskursen von Mehrheit und Minderheit auseinander, mit dem Ziel, festgefahrene gesellschaftliche Denkbilder zu dynamisieren.

Indem das Projekt die Funktionsweise der Kunstinstitution im Vergleich mit sozialen und mainstream Medien reflektiert, legt es folgende Fragen offen: Welche Informationen sind meinungsbildend, in welcher Frequenz und auf welchem Wege erreichen sie Menschen, in welcher Form werden sie verarbeitet? Kann sich die Institution öffnen und auch in die Rolle derer schlüpfen, in denen Veränderungen und multiple Identitäten Unsicherheit, Angst und Ressentiments auslösen? Ist es möglich, aus dem „geschützten Raum“ der Kunst hinaus zu treten und sich mit diesen Widerständen zu konfrontieren?

Die GfZK Bibliothek realisiert begleitend zu den einzelnen Teilen die Reihe HIT THE SHELF

Im Rahmen des Projekts entsteht eine Publikation in Form eines visuellen Tagebuchs.

Weiterführende Beiträge

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