Filmpräsentation: Purple Sea and Shipwreck at the Threshold of Europe

Aegean Shipwreck, Diptych, film still
Aegean Shipwreck, Diptych, film still

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Screening im Rahmen von paradoks

Vor genau 6 Jahren verließ ein Boot mit Migrant*innen die Küste der West-Türkei in Richtung der griechischen Insel Lesbos. Veraltet und mit mehr als 300 Menschen übervoll sank es wenige Meter, nachdem es EU-Gewässer erreicht hat. PURPLE SEA erzählt von der Havarie aus der Binnenperspektive der Künstlerin und Filmemacherin Amel Alzakout, die sich auf dem Schiff befand und dessen Untergang sie mit einer an ihrem Handgelenk befestigten Kamera filmte.
Die Bilder, aus den Halt suchenden Bewegungen Alzakouts resultierend, zeigen vorbeiziehende Objekte und Körper, lose und getragene Kleidung, die Signalfarben der Schwimmwesten. Sie bieten kaum Orientierung beim Versuch das Geschehen als Außenstehende zu ordnen. Meer und Himmel werden ununterscheidbar, der Horizont ist im Lot. Die Rettung bleibt aus. Auf der Tonebene tritt neben die mal vom Wasser gedämpfte mal klare Geräuschkulisse der Katastrophe ein Off-Kommentar, in der sich die Regisseurin versucht an andere Orte zu retten, in andere Zeiten.

SHIPWRECK AT THE THRESHOLD OF EUROPE der Gruppe Forensic Architecture analysiert den Vorfall unter Rückgriff auf das Material, aus dem PURPLE SEA entstand, auf Wetterdaten, Satellitenaufnahmen und zusätzliche Bilder – produziert u.a. von der griechischen Küstenwache und dem Fotografen Richard Mosse, der das Ereignis zufällig mit einer hochauflösenden Wärmebild-Kamera aufnahm. Die Arbeit liefert eine präzise Rekonstruktion der Geschehnisse, bei denen mindestens 43 Menschen ihr Leben verloren und öffnet zudem den Blick auf übergeordnete Zusammenhänge der europäischen Grenzpolitik. Welche Beteiligte (NGOs, Schlepper, die europäische Grenzschutzagentur Frontex, Fischer) handelten unter welchen Voraussetzungen? Im Anschluss an das Tod bringende Unglück veröffentlichte Medienberichte, die Frontex und der griechischen Küstenwache eine erfolgreiche Rettungsaktion bescheinigten, werden kritisch gegengelesen – u.a. mit dem Resultat, dass die Politik der Abschottung bereits Monate bevor sie in einem Abkommen mit der Türkei festgeschrieben wurde, etablierte Praxis war.

Der Eintritt ist frei.

PURPLE SEA (D 2020, R: Amel Alzakout, Khaled Abdulwahed, 67′, OmeU) &
SHIPWRECK AT THE THRESHOLD OF EUROPE, LESVOS, AEGEAN SEA: 28 October 2015 (UK 2020, R: Forensic Architecture, 24′, engl. OV)
In Anwesenheit von Amel Alzakout und Christina Varvia (Forensic Architecture)

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