Till Exit, Weltall Erde Mensch, Manifestation IV, 2011
2010 wurde der Künstler Till Exit beauftragt, die Bibliothek der GfZK umzugestalten. Wohnzimmerstühle und Leuchten aus den 1950 er und 1960 er Jahren und neu gefertigte Tische und Regale, die an diese Zeit erinnern, rufen eine Vergangenheit auf, die sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland stark der Zukunft zugewandt war. Im Titel Weltall Erde Mensch, der auf das gleichnamige Buch von Alfred Kosing aus dem Jahr 1956 zurückgeht, bezieht sich Exit explizit auf utopische Gesellschaftsentwürfe. Dieses Buch wurde in der DDR bis 1974 – stets den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst – zur Jugendweihe verschenkt. Till Exit lässt in seiner Arbeit das utopische Versprechen im Hinblick auf eine bessere Gesellschaft aufleuchten genauso wie er an die Instrumentalisierung von Kunst im Zeitalter des Kalten Krieges erinnert. Kunst mutierte nach dem Zweiten Weltkrieg in großen Teilen in beiden Deutschlands zu Ausstatterdiensten für eine pragmatisch gehandhabte Zukunftsgestaltung bzw. zu einem Spielball der Politik. Zwei Bilder von Willy Parussolo, die Exit für die Bibliothek ausgewählt hat, erinnern an abstrakte Kunst vergangener Tage und sind doch in einer gegenwärtigen Auseinandersetzung mit Abstraktion entstanden.
Auf die Bibliothek übertragen gelingt es Exit erneut nach dem utopische Potenzial einer Gesellschaft – wenn auch unter heutigen Prämissen – zu fragen.