Eröffnung: Annika Eriksson – Kinderkultur

Annika Eriksson, Kinderkultur, filmstill, courtesy of the artist
Annika Eriksson, Kinderkultur, filmstill, courtesy of the artist

Kinderfilme werden meistens von Erwachsenen gemacht. Daher spiegeln sie deren Vorstellungen davon, was Kindern gefällt oder was für sie wichtig ist. Sie sind nicht einfach unterhaltsam, vielmehr wollen sie Kinder auch erziehen, indem sie gesellschaftliche Werte und Verhaltensformen vermitteln. Oft geht es in den Geschichten um wundersame Erlebnisse von niedlichen und mitunter sonderbaren Wesen, die ebenso faszinieren wie befremden.

Annika Eriksson interessiert sich für diese vielschichtigen Aspekte der Kinderkultur. Ihre gleichnamige Rauminstallation umfasst zwei Videoarbeiten: In der einen arbeitet sie mit ausgeschnittenen Figuren, die im Film Gruppen bilden, für die andere Arbeit hat sie Leipziger Kinder eingeladen, eine eigene Umgebung zu bauen.
Kinderkultur ist im Rahmen der Ausstellungsreihe Trampolin-TV entstanden, die ein besonderes Kapitel in der Geschichte des Kinderfernsehens behandelt: Es geht um den Zeitraum zwischen 1965 und 1985, in dem sich das Fernsehen als Massenmedium durchsetzte und viele ikonische Kinderfilme und Serien, darunter Sesamstraße (USA), Unser Sandmännchen (DDR), Der kleine Maulwurf (Tschechoslowakei) oder Professor Balthazar (Jugoslawien), produziert wurden. Die damalige Kinderkultur war stark von den politischen Ideologien geprägt, die die Welt in „den Osten“ und „den Westen“ spalteten. Die Spannung zwischen freiheitlicher und autoritärer Erziehung, zwischen ästhetischer Bildung und kommerzieller Unterhaltung machte das öffentliche Fernsehen zum Austragungsort wichtiger gesellschaftlicher Debatten.

Im Zentrum von Annika Erikssons künstlerischer Praxis steht das Interesse an sozialer Interaktion: Wie leben wir zusammen, welche Art von Gesellschaften schaffen wir, und was passiert beim Übergang von einer sozialen Ordnung zur anderen? Erikssons Projekt befasst sich auch mit der Beziehung von Mensch und Tier, mit unserer gegenseitigen Abhängigkeit, unseren Unterschieden und Gemeinsamkeiten und mit der menschlichen Projektionsfläche „Tier“. Die Arbeiten wurden im Bonner Kunstverein, im Künstlerhaus Stuttgart, im Hamburger Bahnhof, Berlin, in der Tate Liverpool und bei den Biennalen in Venedig, São Paulo, Istanbul und Wien gezeigt.

Annika Eriksson möchte Ben Brix (Kamera), Sarah Davachi (Musik), Fuchs Borst (Grafik-Design), Lena Seik (GfZK für Dich) und den teilnehmenden Kindern für die Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Arbeit danken.

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