„third places“: offene (Kultur-) Orte zum Lernen, Wohlfühlen und Kommunizieren in Leipzig

Wie können Kultur- und Bildungseinrichtungen mehr Offenheit und Partizipation ermöglichen?

In einer wachsenden Stadt wie Leipzig werden Freiräume knapper. Der vermeintlich öffentliche Raum ist vielfach durch Verkehr und rein geschäftliche Beziehungsgeflechte stark vorstrukturiert und in der Nutzung und Gestaltung sind dementsprechend enge Grenzen gesetzt. In einer sich zunehmend weiter individualisierenden Stadtgesellschaft wünschen sich die Menschen unkommerzielle, möglichst hierarchiefreie Orte, an denen sie Begegnung, Teilhabe und Selbstwirksamkeit erfahren können. Solche Orte sind essentiell für die Lebensqualität in einer Stadt. Sie sind für die Menschen, die hier leben wichtiger Integrations- und Haltefaktor und sie sind zugleich auch ein nicht zu unterschätzender weicher Standortfaktor, um z. B. junge Menschen, Studierende oder Fachkräfte anzuziehen.

Der Soziologe Ray Oldenburg kategorisierte 1989 unsere Lebensräume in erste, zweite und dritte Orte. Als erster Ort wird das Zuhause bezeichnet, der zweite Ort ist der Arbeitsplatz. Dritte Orte sind Räume der Begegnung. Das können öffentliche Räume im Stadtraum sein, aber auch Orte wie Bildungseinrichtungen sowie Bibliotheken, Volkshochschulen oder Museen und Galerien. Dritte Orte stehen allen offen zur Verfügung. Das wichtigste an dritten Orten sind die Begegnung und die Kommunikation. Hier können sich die Menschen auch ungeplant bzw. unabgesprochen treffen und miteinander ins Gespräch kommen. Dafür müssen diese Möglichkeitsräume nicht nur offen sein, sondern sie müssen auch bestimmte Qualitäten aufweisen, die die Bürgerinnen und Bürger dazu einladen, hier Zeit verbringen zu wollen und sie sollten ihnen überdies die Möglichkeit geben, selbst etwas machen oder gestalten zu können. In diesen Räumen gelten die konventionellen Distinktionsregeln des Kulturbetriebs nicht. Im besten Fall werden öffentlich finanzierte Bibliotheken, Museen, Ausstellungshäuser oder Theater zu offenen Räumen, die in der Gleichzeitigkeit von Kulturen, Künsten und individuellen Bedürfnissen umfassende Teilhabe ermöglichen. Sie bieten Andockmöglichkeiten zum Reflektieren, Ausprobieren und Erforschen mit anderen. Hier entsteht, so der amerikanische Kulturforscher Doug Borwick, kein klassisches Publikum, sondern es bilden sich Gemeinschaften von Menschen, die ihre diversen Interessen und Bedürfnisse nicht voneinander trennen, sondern miteinander verbinden. So können dritte Orte wichtige Identifikations- und Ankerpunkte für eine lebendige, vielfältige und inklusive Zivilgesellschaft sein.

Nicht nur öffentlich getragene bzw. geförderte Kultur- und Bildungseinrichtungen können und sollen für Leipzig diese „Dritten Orte“ sein. Die Informationsveranstaltung möchte Konzepte der städtischen Museen vorstellen sowie aktuell an Leipziger Einrichtungen bereits laufende modellhafte Projekte in den Blick nehmen. Wie können Kultur- und Bildungseinrichtungen mehr Offenheit und Partizipation ermöglichen?

Hierzu werden sich Frau Dr. Jennicke, Kulturbürgermeisterin; Frau Zólyom, Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst; Frau Metz, Direktorin der Städtischen Bibliotheken; Frau Meijer-van Mensch, Direktorin der Staatlichen Ethnografischen Sammlungen Sachsen und Herr Dr. Mühlhofer, Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund unterhalten.

Eine wichtige Frage dabei wird sein, inwieweit eine kostenlose Nutzung und der Zugang zu den ständigen Sammlungen der städtischen Museen, die Aufenthaltsqualität und die Besuchshäufigkeit erhöhen kann?

Moderation: Dr. Fabian Müller (MdbK)

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