Künstlerinnengespräch und Buchpräsentation, moderiert von Clemens Krümmel
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt
Der Eintritt ist frei
Die Moskauer Künstlerin Victoria Lomasko, deren politische Werke in Russland verboten sind, lebt seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine in europäischem Exil. Seit November 2022 ist sie Stipendiatin der Martin-Roth-Initiative an der GfZK Leipzig. Im Gespräch mit dem Kunsttheoretiker Clemens Krümmel stellt sie ihr jüngstes Buch „Die letzte sowjetische Künstlerin“ (2023) vor, welches im Diaphanes Verlag auf Deutsch erschienen ist. Eine katalanische Ausgabe von „Die letzte Sowjetische Künstlerin“ wurde 2022 vom PEN-Catalan ausgezeichnet.
„In Armenien, Georgien und Kirgistan, in den russischen Teilrepubliken Dagestan und Inguschetien, in Belarus und Russland begibt sich Victoria Lomasko mit ihren Reisereportagen auf die Suche danach, was aus dem sowjetischen Erbe geworden ist. Sie verbindet dabei äußere Ereignisse mit persönlichen Empfindungen und Kommentaren und beschreibt die gesellschaftlichen Transformationsprozesse in den ehemaligen Sowjetrepubliken: den Kampf für die Rechte von Frauen und LGBTQ-Personen in zutiefst patriarchalen Gesellschaften, die schmerzhaften Nachwirkungen ethnischer Zwangsumsiedlungen unter Stalin, den finalen Wandel von Putins totalitärem Regime zu einer Diktatur. Durch ihre einzigartige künstlerische Form des Dokumentierens führt Lomasko Wahrnehmung und Erfahrung zusammen und erzeugt so Bilder für eine ungesehene Gegenwart, über die derzeit vielleicht nur im anonymisierenden Medium der Zeichnung adäquat berichtet werden kann.“ www.diaphanes.net
Victoria Lomasko studierte Druckgrafik an der Staatlichen Universität für Grafik und Druckkunst in Moskau. 2018 wurde ihr Buch Other Russias (Die Unsichtbaren und die Zornigen) mit dem Pushkin House Prize ausgezeichnet und vom The Guardian als eines der fünf besten Bücher zum Verständnis des gegenwärtigen Russland beschrieben. Zuletzt war sie als Gast an der documenta 15 beteiligt und ihre Einzelausstellung The Last Soviet Artist war im Santa Giulia Museum in Brescia zu sehen. 2023 wurde sie mit dem Couilles au Cul Award for Artistic Courage des Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême ausgezeichnet.
Clemens Krümmel ist Kunsthistoriker, Kurator, Autor und Übersetzer. Er war Mitkurator der Ausstellung „Tauchfahrten – Zeichnung als Reportage“ (2004/05, Hannover und Düsseldorf) und Mitgründer des Melton Prior Instituts für Reportagezeichnung, Düsseldorf (beides mit Alexander Roob), ist Mitherausgeber der Buchreihe „Polypen“, b_books Verlag, Berlin (mit Sabeth Buchmann, Helmut Draxler und Susanne Leeb), und lehrt zurzeit an der Kunsthochschule Kassel.