Körperpolitik: Ein Symposium über feministische Kunst aus Polen zur Ausstellung Maria Pinińska-Bereś

7. Februar, 17 bis 19 Uhr
8. Februar, 11 bis 18 Uhr

Deutsch und Englisch, Studierende des Masterstudiengangs Konferenzdolmetschen der Universität Leipzig bieten eine Simultanübersetzung an

Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei. Anmeldung unter welcome@gfzk.de mit Betreff „Symposium“.

Anlässlich der Ausstellung Maria Pinińska-Bereś befasst sich ein zweitägiges Symposium mit Vorträgen und künstlerischen Beiträgen in der GfZK mit dem Werk von Maria Pinińska-Bereś und feministischer Kunst in Polen. Dabei steht ihre Geschichte im 20. Jahrhundert im Fokus und Aspekte wie die Bedeutung von Performance, der Einfluss der politischen Realität in der Volksrepublik Polen auf das künstlerische Arbeiten sowie Parallelen zur Situation von Künstlerinnen in der DDR. Darüber hinaus gibt das Symposium Einblicke in die Geschichte reproduktiver Rechte, feministische Kämpfe und die queere Bewegung in Polen heute sowie die damit assoziierte visuelle Kultur.

Die GfZK präsentiert die erste umfassende Einzelausstellung von Maria Pinińska-Bereś (1931-1999) in Deutschland. Zu ihrem Werk zählen Skulpturen, Objekte, Installationen und Performances. Im Zentrum ihrer poetisch-politischen Kunst steht die Auseinandersetzung mit Weiblichkeit und den damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen. Neben Kolleginnen wie Natalia LL oder Ewa Partum gilt Pinińska-Bereś als Pionierin der feministischen Kunst in Polen. Sie positionierte sich gegen die strukturelle Gewalt von Staat und Kirche und befragte aus dieser Perspektive heraus auch den Kunstbetrieb kritisch. Das Symposium begleitet die Ausstellung, die bis zum 23. Februar 2025 in der GfZK zu sehen ist.

7. Februar

17 Uhr
Begrüßung

17:15 Uhr
Impuls Iwona Dorota Bigos: Zur Situation von Künstlerinnen und feministischer Kunst in der Volksrepublik Polen

Iwona Dorota Bigos ist Kunsthistorikerin und leitet das Museum für zeitgenössische Kunst, das Teil des Nationalmuseums in Wrocław ist. Dort war die Ausstellung Maria Pinińska-Bereś zu sehen, bevor sie nach Leipzig kam. In ihrem Impuls gibt sie anhand ausgewählter Beispiele Einblicke in die Situation von Künstler*innen in der Volksrepublik Polen vor der politischen Wende 1989. (Deutsch, mit Übersetzung ins Englische)

17:45 Uhr
Susanne Altmann und Gabriele Stötzer: … hab ich euch nicht blendend amüsiert? Ein Gespräch über feministische Kunst und die Arbeit als Künstlerin in der DDR

Gabriele Stötzer zählt zu den wichtigsten deutschen Künstlerinnen im Feld der feministischen Kunst. Ihre Performances, Super-8-Filme und Fotografien, insbesondere die in den 1980er Jahren und zum Teil mit der Künstlerinnengruppe Erfurt in der DDR entstandenen, wurden in den vergangenen Jahren in vielen Ausstellungen gezeigt und in Publikationen kontextualisiert. Ihre künstlerische Arbeit war stark von ihrer Erfahrung als Frau und politisch Verfolgte in einem repressiven, patriarchalen System geprägt. Susanne Altmann arbeitet als Wissenschaftlerin und Kuratorin. Die künstlerische Produktion von Frauen in der ehemaligen DDR erforscht sie innerhalb eines osteuropäischen Bezugsrahmens. Damit unterläuft sie die noch immer gängige Praxis, Positionen vor dem Hintergrund der westlichen Kunstgeschichte zu betrachten. (Deutsch, mit Übersetzung ins Englische)

In Anschluss an das Gespräch werden die Super-8-Film signale (1989, 28’34“) und … hab ich euch nicht blendend amüsiert? (1989, 6′) gezeigt

8. Februar

11 Uhr
Begrüßung

11:20 Uhr
Vortrag Agata Jakubowska: Die Ausstellungen von Maria Pinińska-Bereś in den Jahren 1970 und 1980 im Kontext des Diskurses über die Kunst von Frauen im sozialistischen Polen

In diesem Vortrag spricht die Kunsthistorikerin Agata Jakubowska über zwei Ausstellungen: eine Einzelausstellung von Maria Pinińska-Bereś im Jahr 1970 und das Women’s Art Festival, an dem sie 1980 teilnahm. Jakubowska vollzieht nach, wie sich das Werk und die Position der Künstlerin in diesem Jahrzehnt verändert haben und wie sich der Diskurs über Frauen und feministische Kunst in Polen im selben Zeitraum entwickelte. (Online, Englisch)

11:50 Uhr
Vortrag Dorothé Orczyk: Performance als weiblicher Widerstand. Zur Bedeutung von Performance im Werk von Maria Pinińska-Bereś

Für ihre Promotion über Performance-Kunst als Widerstand untersucht Dorothé Orczyk die künstlerische Praxis von vier polnischen Performance-Künstlerinnen, deren Arbeit sich mit der Situation von Frauen beschäftigte: Natalia LL (1937-2022), Zofia Kulik (1947), Ewa Partum (1945) und Maria Pinińska-Bereś (1931-1999). In diesem Vortrag gibt die Kunstwissenschaftlerin Dorothé Orczyk Einblicke in ihre aktuelle Forschung mit einem Schwerpunkt auf dem Schaffen von Maria Pinińska-Bereś. (Englisch)

12:20 Uhr
Dialogischer Rundgang in der Ausstellung Maria Pinińska-Bereś mit Heike Munder und Jarosław Suchan

Heike Munder und Jarosław Suchan haben die aktuell in der GfZK zu sehende Einzelausstellung mit wichtigen Skulpturen, Objekten und Performance-Dokumentationen von Maria Pinińska-Bereś kuratiert. In diesem Rundgang besprechen sie anhand der Kunstwerke zuvor in den Vorträgen und anschließenden Gesprächen aufgekommene  Thesen und Fragen. (Englisch)

13:30 Uhr
Gemeinsames Mittagessen im GfZK Café

14:30 Uhr
Gespräch & Lesung mit Magda Wlostowska sowie Verena Triesethau und Katharina Zimmerhackl von outside the box: Queere und feministische Kämpfe in Polen

outside the box – Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik ist eine Ende 2008 in Leipzig gegründetes Zeitschriftenkollektiv, in deren bisher erschienenen acht Ausgaben sich Kunst, Theorie und Praxis vereinen. Zuletzt erschien 2023 Ausgabe #8 zum Thema „Kämpfe“. Gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin Magda Wlostowska gehen die Redakteurinnen Katharina Zimmerhackl und Verena Triesethau queeren und feministischen Kämpfen in Polen nach. Dabei geben sie unter anderem Einblicke in die Geschichte reproduktiver Rechte, feministischer Kämpfe und der queeren Bewegung und diskutieren die aktuelle Lage in Polen. Aus dieser Perspektive schauen sie auch auf die zunehmend regressiven Tendenzen weltweit und die dadurch wieder notwendig werdenden Kämpfe rund um sexuelle Selbstbestimmung. Dazu lesen und diskutieren sie Beiträge aus den letzten Ausgaben. (Deutsch mit Übersetzung ins Englische)

15:45 Uhr
Vortrag Karolina Rosiejka: Visueller Widerstand. Die ästhetische Landschaft der „schwarzen Proteste“ und des Frauen*streiks in Polen

In dieser Präsentation gibt die Kunsthistorikerin Karolina Rosiejka Einblicke in die im Zusammenhang mit der Protestbewegung Czarny Protest [schwarzer Protest] und dem Strajk Kobiet [Frauen*streik] entstandene visuelle Kultur. Die Proteste begannen 2016 als Reaktion auf eine drohende Verschärfung des Abtreibungsrechts in Polen. Im Fokus von Rosiejkas Analyse stehen künstlerische Arbeiten, Artefakte und visuelle Praktiken, die sich im aktivistischen Feld entwickelt haben. Gemeinsam ist allen die Kritik an der Situation polnischer Frauen vor dem Hintergrund einer zunehmend restriktiven Abtreibungspolitik. Um dieser Realität etwas entgegenzusetzen, formulieren sie Möglichkeiten des Widerstands und entwerfen eine alternative Zukunft, die von der vorherrschenden soziopolitischen Ordnung abweicht. (Englisch)

Ab 16:30 Uhr
Performance und Get-Together mit Alexandra Ivanciu und Jolanta Nowaczyk: About Flowers and Choice

Die Performance About Flowers and Choice möchte eine Diskussion über das Recht auf Abtreibung ermöglichen. Durch das Erzählen von Geschichten und das Austauschen von Erfahrungen baut sie Brücken zwischen den Heiler*innen und Hexen von gestern und den Aktivist*innen von heute. Während der Performance werden Spenden für den Kauf der Pille danach gesammelt, die an Kollektive gehen, die sie wiederum in Länder weiterleiten, in denen der Zugang dazu eingeschränkt ist. Das Projekt ruft zur Solidarität auf und lädt zum Handeln ein. Dafür schaffen die Künstler*innen einen geselligen Raum, in dem Ideen und Aktionen für reproduktive Gerechtigkeit diskutiert werden können. Informationen über den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch in Mittel- und Osteuropa haben sie hier versammelt: Library of Collective Disobedience.

 

Das GfZK Auditorium befindet sich im Erdgeschoss der Villa und ist über Treppen sowie über einen Aufzug zu erreichen. Die Toiletten befinden sich im Untergeschoss, sind über das Treppenhaus sowie über einen Aufzug zu erreichen. Ein WC ist mit viel Platz für einen Rollstuhl sowie Hilfselementen ausgestattet.

Weiterführende Beiträge

Mit freundlicher Unterstützung von

Das Symposium wird unterstützt durch das Adam-Mickiewicz-Institut und das Polnische Institut Berlin

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