Der Förderkreis war herzlich eingeladen die neue Ausstellung When The Sun Is Low – The Shadows Are Long mit der Kuratorin Anna Karpenko zu begehen und mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Die von Anna Karpenko kuratierte Ausstellung When The Sun Is Low – The Shadows Are Long ist in Zusammenarbeit mit der Arsenal Galerie, Białystok, und dem Goethe-Institut Warschau entstanden.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verleiht den Präsentationen in Białystok und Leipzig eine besondere Dringlichkeit und unterstreicht die Bedeutung der Ausstellungsidee, welche die Kuratorin wie folgt umschreibt:
„Das Gebiet, das von der belarussischen Kultur geprägt ist, deckt sich weder exakt mit den geografischen noch mit den politischen Grenzen von Belarus. Es hat sich vielmehr Jahrhunderte lang in einer „Ethik des Grenzlandes“ manifestiert, wie es der belarussische Dichter und Philosoph Ihar Babkou formuliert. Dieses Grenzland ist zwischen zwei ungleichen Imperien eingezwängt, wobei sich jenes im Westen durch diplomatische Strategien auszeichnet und das im Osten durch aggressives Machtgebaren.
Eben diese Position hat eine besondere Identität hervorgebracht, die zwischen der „Fremdheit des Selbst“ und dem „Selbst als Fremdem“ schwankt.
Solche Formen der Existenz neigen nicht unbedingt zur direkten Konfrontation mit Gewaltstrukturen. Eher lösen sie sich von der herrschenden Ordnung und Unterdrückung, indem sie in die Lücken schlüpfen, die der Zustand eines fortwährenden Übergangs belässt, und sie verankern ihre Denkweise in diesem Dazwischen.
Die Werke von zwanzig belarussischen Künstler:innen reflektieren verschiedene Formen des Widerstands gegen repressive Systeme: „von der Aneignung ritueller Praktiken über den künstlerischen Ausdruck in der Amateurkosmologie bis zur Erfindung einer eigenen Sprache oder eines Spiels. Wenn die Sonne tief am Horizont steht, ist nicht eindeutig, ob sie auf- oder untergeht.“
Anna Karpenko