Im November besuchte der Förderkreis der GfZK gemeinsam Künstler Matthias Hoch in seiner Ausstellung Stadt. Fotografien 1986-92 in der Galerie Jochen Hempel in der Spinnerei Leipzig.
Matthias Hoch trat gemeinsam mit Franciska Zólyom in den Dialog und berichtete von den Herausforderungen seines Kunst-Studiums in der DDR und seine Entwicklung hin zur (Farb-)Fotografie.
Stadt, 1986
„Mitte der 80er-Jahre begann ich mich für städtische Räume zu interessieren. Unspektakuläre Orte, die ich so fotografierte, dass in den Bildern möglichst wenig passierte. Ich brauchte und wollte keinen Vorwand für ein Bild: kein Ereignis, keine Sonne, keinen Schatten, keine Menschen. Das war ungeheuer spannend, und ich empfand es als subversiv, die bauliche Hülle einer Stadt zu übertragen in lesbare Zeichen, herauszulösen aus Raum und Zeit. Subjektiv war dieser Vorgang allemal, jeder hat eine andere Vorstellung von bekannten Räumen und Orten: diese hier ist meine. Die Bilder entstehen im Kopf.“ (MH, 1990)
Bereits während seines Fotografiestudiums lenkt Matthias Hoch seinen Blick auf den urbanen Raum. Allerdings nicht in der damals vorherrschenden Art einer erzählerischen, am Menschen orientierten Kleinbildfotografie. Nach der Beschäftigung mit dem Werk von Eugène Atget und Albert Renger-Patzsch entdeckt er für sich das größere Aufnahmeformat und die damit verbundene völlig andere Arbeitsweise. Diese kommt seiner konzentrierten Suche nach einer Ästhetik des Alltäglichen entgegen.
Die vorwiegend schwarz-weiß fotografierte Serie in der Ausstellung zeigt Szenen einer Stadt. Die Bilder sind aus der Sicht eines Passanten aufgenommen, das Licht ist diffus, der Himmel weiß. Umso präziser zu sehen sind die Baukörper mit ihren Materialien, die kahlen Zweige und die unebenen Fahrbahnplatten.
Nacht, 1987-92
In einer von Schwarzweißfotografie geprägten Umgebung an der Leipziger Kunsthochschule Mitte der 80er-Jahre hatte es die Farbfotografie schwer. Hauptsächlich wegen der Schwierigkeit, mit unzureichenden Materialien den technischen Prozess des Entwickelns und Vergrößerns der Bilder zu beherrschen. Darüber hinaus war die Farbfotografie verpönt, sie galt als bunt, grob und banal und spiegelte nach Meinung ihrer Kritiker nicht die Realität wider. „Angeregt durch Filme wie Der amerikanische Freund (Wim Wenders, 1977) wollte ich endlich Farbe in meinen Bildern. Farbe, die ein ganz normaler Bildbestandteil sein sollte, ein Informationszusatz, kein Kitsch. Die mir die Möglichkeit eröffnete, eigentümlich dissonante oder unbunte, vergraute Farbkonstellationen auch als solche darzustellen.“ (MH, 1990)
Dies erprobte Matthias Hoch zuerst in Nacht- und Dämmerungsaufnahmen in Leipzig und Ostberlin. Künstliche Lichtquellen prägen den Charakter der Bilder, die Farbtöne changieren zwischen Blau, Grün und Purpur und verstärken die Abstraktion der Szenerie.
(Textausschnitte Galerie Jochen Hempel)