Ulf Aminde: Streik: Opera #3

Die Streik: Opera von Ulf Aminde aktualisiert die 45. Sinfonie von Joseph Haydn, auch bekannt als Abschiedsinfonie. Das Stück wurde 1722 für Haydns Mäzen Fürst Nikolaus Esterházy geschrieben, während Haydn und das Hoforchester im fürstlichen Sommerpalast residierten. Wegen zusätzlicher Aufführungen sollten die Musiker länger bleiben als ursprünglich vorgesehen, während ihre Familien daheim auf sie warteten. Um die Unzufriedenheit über die verlängerte Arbeitszeit deutlich zu machen, schrieb Haydn eine Form des politischen Protests direkt in das Musikstück ein. Während des finalen Adagios der Sinfonie verließen die Musiker die Bühne, sobald in der Partitur der Part ihres Instruments beendet war, so dass schließlich nur noch zwei gedämpfte Violinen übrig blieben und selbst der Dirigent sich zurückgezogen hatte.

Ulf Aminde bildet den letzten Teil der Abschiedssinfonie nach, mit Blick auf die Möglichkeiten von Protestbewegungen, rebellischem Potenzial, Bewusstseinserzeugung und performativen Strategien, die direkt in den Kunstformen liegen. Mittels der Aktualisierung, der Re-Inszenierung und Modifikation von Haydns Konzept reflektiert Aminde über die Identität der Kunstwelt, die Logik ihrer Selbstbestimmtheit und ihr Potenzial, signifikante Störungen oder einen aussagekräftigen Akt der Entziehung zu entwickeln. Darüber hinaus betrachtet Strike: Opera die Tradition des Kunststreiks als eine Form des Protests innerhalb der Kunst – von der Art Workers‘ Coalition und Gustav Metzger bis hin zu W.A.G.E. – und reflektiert mögliche Taktiken der Entzuges. Die Leipziger Fassung der Strike: Opera ist eine Einladung, die Idee eines Kunststreiks zu erproben und zu vollziehen, und gleichzeitig eine Art #testrun als Aufruf an die lokale und die internationale Kunstgemeinschaft. Kulturarbeiter aus den unterschiedlichsten Bereichen wurden hierfür eingeladen, ein Statement zu der Phantasie einer Bestreikung der eigenen kulturellen Produktion und den damit verbundenen Grammatiken der Unterbrechung zu geben. Diese Beiträge werden im Laufe des Nachmittages bis zum Erklingen des ersten Tones des Adagios am Abend zu einer einzigen Rede aneinander gelegt und vorgetragen, um so ein libretto der Diversität zu erzeugen, zu dem alle, auch die Besucher vor Ort, eingeladen sind, ihre Stimme zu geben. Welche Musik werden wir hören, wenn kein Instrument mehr spielt? Streik: Opera #3 ist Teil von Joanna Warszas Serie Performative Democracy im Rahmen der Projekt-Reihe Responsive Subjects, in dessen Rahmen die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig u. a. mit James Langdon (Birmingham), Joanna Warsza (Warschau/Berlin) und Kateřina Šedá (Brno) kooperiert.

Mit freundlicher Unterstützung von dem  Förderkreis der GfZK Leipzig.

Weiterführende Beiträge

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Mit freundlicher Unterstützung von

Kulturstiftung des Bundeslogo-2british-council
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