Iris Touliatou verwendet Referenzen aus einer großen Bandbreite historischer Quellen, etwa aus Kino, modernistischer Architektur, Theater. Dadurch nimmt ihre künstlerische Praxis die Form eines visuellen Essays an. Zusammengesetzt aus einem mysteriösen und symbolischen Vokabular, evozieren diese Essays vieldeutige Narrative voller Anspielungen und fügen neue Interpretationsebenen zu jener komplexen und widersprüchlichen Kombination von Praktiken hinzu, die wir Modernismus nennen.
Das Projekt von Iris Touliatou, Trägerin des Kunstpreises Europas Zukunft, mit dem Titel Materie in eckigen Klammern nutzt die performative Architektur des Museums und stützt sich auf Techniken der Regie, um Grenzlinien zwischen Bühne und Nicht-Bühne, Publikum und Darstellern, Fiktion und Realität verschwimmen zu lassen.
Bezogen auf spezifische Momente in der Geschichte des politischen Theaters zieht die Ausstellung Parallelen zwischen dem heutigen politischen Klima und der Weltwirtschaftskrise. Touliatou öffnet die vierte Wand, um ein „Theater der Handlungen“ zu schaffen, das nicht in einer bestimmten Zeit angesiedelt ist, sondern in einem Moment der Verschiebung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Titel der Schau selbst impliziert eine Verschiebung im Raum, eine Fußnote oder grammatikalische Grenzziehung, die etwas kennzeichnet, was verloren ging oder nie stattgefunden hat. Dieses minimale und dennoch präzise Wechselspiel zwischen Präsenz und Abwesenheit in der Ausstellung bringt komplexe Allegorien hervor, die vielfältige Resonanz für die Gegenwart beinhalten.