Jeder Versuch oder Anspruch, das gelebte Leben lückenlos dokumentieren zu wollen, muss zwangsläufig scheitern. Zwischen dem erlebenden und handelnden Ich der Vergangenheit und dem erzählenden und reflektierenden Ich der Gegenwart kommt es permanent zu Kollisionen und Konflikten; psychische Kontrollinstanzen blenden unliebsame Ereignisse und Erlebnisse einfach aus. Der Blick auf das eigene Leben korrigiert, lässt weg oder beschönigt. AutorInnen einer Autobiografie sind immer Subjekt und Objekt zugleich: es beobachtet, wird von sich selbst beobachtet und setzt sich anderen – den LeserInnen/BetrachterInnen – zur Beobachtung aus. Das Verfassen einer Autobiografie erlaubt gleichsam, sich als einen anderen zu sehen, wobei das Schreiben zu einem Raum der Identitätsbildung wird und die Autobiografie selbst als ein Austragungsort von Subjektbildung verstanden werden muss. Autobiografisches Schreiben vor diesem Hintergrund betrachtet, bedeutet auch, seine Identität fortwährend neu zu schreiben.
Die Ausstellung folgt zehn Leitthemen, die in Zusammenhang mit Autobiografie stehen – wie etwa alter ego, Authentizität. Selbstvergewisserung. Diese Begriffe werden auf Holzpanele gesetzt, die üblicherweise zur Ankündigung von Filmen dienen und im Falle der Ausstellung als strukturierendes Element fungieren, um – quasi im übertragenen Sinn – nochmals die Konstruktion von Lebensschilderungen und den Einfluss filmischer Bilder und Sequenzen auf das Schreiben einer Autobiografie zu betonen. Auf zehn Monitore verteilt sind Gespräche über Autobiografie, Kunst, Authentizität und Konstruktion zu hören.