Vor dem Hintergrund von Rechtsruck, Krieg und Klimakrise wächst der Bedarf an nützlicher Kunst – an sozial engagierter, partizipatorischer Kunst, an Kunst, die ganz direkt und praktisch eingreift. Nachdem das IMPULS Festival 2022 mit Futur2 die Welt aus der Zukunft beschrieben hat, fordern uns die aktuellen Krisen im Hier und Jetzt zu handeln. Mit dem diesjährigen Motto No Time Like the Present reagiert das Festival in Kooperation mit der GfZK auf die Gegenwart und ihre drängenden Fragestellungen. In einem vielfältigen gemeinsamen Programm aus Konzerten, Workshops, Filmen, diskursiven Formaten und künstlerischen Interventionen stehen sozial engagierte und kollektive Kunstpraktiken im Fokus, die ganz direkt in gesellschaftliche Prozesse eingreifen.
Programm
River Sisters – Der Kampf ums Wasser
15 – 17h, Workshop in englischer Sprache
17 – 18h, Prozession zum Fluss (Startpunkt GfZK) mit dem Otucha Chorkollektiv in englischer Sprache
Die River Sisters (Siostry Rzeki) sind ein künstlerisch-aktivistisches Kollektiv aus Polen, das frauen* dazu aufruft, den Flüssen eine Stimme zu geben und sich dem Kampf anzuschließen, der zwischen Umweltschützer*innen und Politikern, Beamten und der Hydrotechnik-Lobby stattfindet. Es ist ein Kampf für die Tierwelt, für eine Landschaft und für sauberes Wasser, das zur wertvollsten Ressource unseres Planeten wird. In diesem Workshop bekommen Teilnehmer*innen Einblicke in die künstlerisch-aktivistische Praxis des Kollektivs und werden eingeladen, sich in einer anschließenden Prozession zusammen mit dem polnischen Chorkollektiv Otucha von der GfZK durch den Park entlang des Elsterflussbetts zum Palmenwehr den Kampf für unsere Umwelt anzuschließen.
The Art of Protest – Klang und Aktivismus
15 – 17h, GfZK
Workshop in englischer Sprache
Vor dem Hintergrund von Rechtsruck, Krieg und Klimakrise wächst der Bedarf an sozial engagierter, partizipatorischer Kunst – an Kunst, die ganz direkt und praktisch eingreift. Doch was kann Kunst? Welche Möglichkeiten eröffnet die Kunst, wo liegen ihre Grenzen? Welche Rolle können insbesondere Klang und Musik bei Transformationsprozessen unserer Gesellschaft spielen? Mit ihrem Workshop schlägt die Forscherin, Kuratorin und Aktivistin Hanna Grześkiewicz eine Brücke zwischen Kunst und Aktivismus, die in ihr Zentrum Klang und kollektive Praxis stellt. Gemeinsam werden unterschiedliche Perspektiven aus Theorie und Praxis geteilt und nachhaltige künstlerisch-aktivistische Strategien entwickelt.
19.30 – 20.30h, GfZK, Black Box
Instrumentalities – Wie klingt das Klima?
Konzert-Vortrag in englischer Sprache
In „Instrumentalities“ thematisiert das Sono-Choreographic Collective Aspekte seiner künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung „Common Grounds“. In diesem partizipatorischen Konzert Vortrag, der 20 Jahre Umweltdaten in 60 Minuten zusammenfasst, werden einige der Methoden vorgestellt, die entwickelt wurden, um den Klimawandel aus einer verkörperten Perspektive zu hören, zu spüren und zu verstehen. Dazu gehören verschiedene klangliche und somatische Techniken, die die planetarische Skala mit der individuellen und kollektiven Sinnesskala der Teilnehmer*innen verbinden. Die Konzertvorlesung entfaltet sich um einen Tisch, der eine hybride Oberfläche für Diskurs, Politik, Strategie, Verhandlung, Kommunikation und Gemeinschaft darstellt.
21 – 21.15h, GfZK, Black Box
Film: Memory of the Blind Elephant (Nguyen Phuong Linh)
Đa búp đỏ bedeutet übersetzt „rote Knospen“. Sie gehören zu einer Gemeinschaft von Feigenbäumen, deren Überleben von symbiotischen Beziehungen mit einer Wespenart abhängt. Aus ihren Früchten, Blättern, ihrem Saft, ihrer Rinde und ihren Wurzeln wird Medizin hergestellt, die Schmerzen und Entzündungen lindert und Krankheiten heilt. In der Extraktionsgrammatik der europäischen imperialen Sprachen werden sowohl Đa búp đỏ als auch die amazonischen Sharinga als Gummibäume bezeichnet. Der Naturlatex, die milchig-weiße Substanz, die sie durchzieht, wurde zur materiellen Voraussetzung für den technisch-industriell-militärischen Komplex der kolonialen Moderne. Botanische Gärten in den kolonialen Metropolen und in den kolonisierten „Peripherien“ kultivierten und testeten beide Baumarten und dienten als Knotenpunkte in den imperialen Wissenskreisläufen während des sogenannten Kautschukbooms im späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der Film Memory of the Blind Elephant von Phuong Linh Nguyen spielt auf einer ehemaligen kolonialen Kautschukplantage in Zentralvietnam und ist ein zärtliches Porträt der komplexen Ökonomie von Traumata zwischen den Arten und der Widerstandsfähigkeit angesichts von fortgesetztem Abbau und Zerstörung. Die Kautschukbäume, die Menschen, die Tiere und das Land tragen die stillen Spuren dieser Geschichte.
21.15 – 23h, GfZK, Black Box
Film: Foragers (Jumana Manna)
mit anschließendem Gespräch mit der Filmemacherin in englischer Sprache
Der Film Foragers von Jumana Manna schildert die Dramen rund um das Sammeln von essbaren Wildpflanzen in Palästina/Israel mit ironischem Humor und meditativem Tempo.
Der Film, der auf den Golanhöhen, in Galiläa und Jerusalem gedreht wurde, bewegt sich zwischen Fiktion, Dokumentarfilm und Archivmaterial, um die Auswirkungen der israelischen
Naturschutzgesetze auf diese Bräuche darzustellen. Als begehrte Zutaten der palästinensischen Küche werden das artischockenartige ‚akkoub und za’atar (Thymian) seit Generationen gesammelt, doch die Gesetze haben zu unzähligen Geldstrafen und Gerichtsverfahren geführt. Foragers folgt den Pflanzen – von der Wildnis in die Küche, von den Verfolgungsjagden zwischen den Sammler*innen und der Naturpatrouille bis hin zur Verteidigung vor Gericht und fängt die ererbte Liebe, Freude und das Wissen dieser Traditionen sowie ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Verbotsgesetz ein.