Versionen – Die Künstlerbibliothek

Die Ausstellung „Versionen – Die Künstlerbibliothek“  macht das Erdgeschoss der GfZK  zum Forum für acht internationale Künstler*nnen, die ihre Ideen und Vorstellungen zum Thema Bibliothek präsentieren. Der Begriff der Bibliothek ist mit zahlreichen anderen Themengebieten und Interaktionen verknüpft. Einige Künstler*nnen verstehen die Bibliothek als Archiv und setzen sich mit ihrem ordnenden System auseinander. Andere hingegen konzentrieren sich auf die interaktive Funktion der Räume, auf die Bereiche, die als Orte des Lesens und Arbeitens für die Besucher einer Bibliothek bereit stehen. Schrift und Buch, Begriffe, die von der Bibliothek nicht zu trennen sind, bilden Ausgangspunkte weiterer Arbeiten. Es werden verwirklichte und fiktive Positionen nebeneinander gestellt. Die skulpturalen, funktionalen, poetischen Displays erlauben eine neue Sicht auf die Bibliothek zu entwickeln.

Tobias Rehbergers „Bibliothèque Horizontale“ ordnet – wie bereits der Titel suggeriert – die Bücher nach einem subjektiv gewählten Farbsystem in der Horizontalen, mit der Titelseite auf dem Boden liegend an. Die Bücher erhalten eine primär dekorative Funktion. Riesige, mit Resten gerauchter Zigaretten gefüllte Aschenbecher, Wohnzimmerlampen und eine bequeme Sitzgelegenheit assoziieren Privatheit in einem öffentlichen Bereich.

Clegg & Guttmanns Installation „The Seven Bridges of Königsberg“ geht auf Überlegungen zu einer „Open Library“ in Duisburg aus dem Jahr 1999 zurück. Hierbei greifen die Künstler auf eine mathematische Problemlösung von Leonhard Euler (1707–1783) zurück, mit der er sich dem so genannten Königsberger Brückenproblem widmete: Wie kann man die sieben Brücken der Stadt über den Fluss Pregel genau einmal überqueren und dabei zum Ausgangspunkt zurückgelangen? Die Struktur der Arbeit von Clegg & Guttmann basiert auf dem 1736 von Euler erstellten Diagramm, mit dem er die Unmöglichkeit eines solchen Rundgangs bewies. In der Bibliothek von Clegg & Guttmann ist es nicht möglich, die Bücher in alphabetischer Reihenfolge zu ordnen, wenn alle Regale gefüllt sind. Für die Ausstellung in Leipzig bleiben die Regale leer; die Struktur tritt in den Vordergrund.

Die künstlerische Auseinandersetzung mit Bibliotheken, die 2008 begonnen wurde, geht damit 2009 weiter. Im Rahmen dieses Programmschwerpunktes wird ein weiterer Künstler, Till Exit, im Untergeschoss der GfZK-1, in dem die Bibliothek der GfZK seit 1998 untergebracht ist, eine raumgreifende, benutzbare Arbeit entwickeln. Das Interieur – Wohnzimmerstühle aus den 1950er und 1960er Jahren, die Exit für ein temporäres Projekt gesammelt hatte – erzeugt die Anmutung einer Privatsphäre in der Bibliothek der GFZK.

Die 1992 entstandene Bibliothek der GfZK ist eine öffentlich zugängliche Präsenzbibliothek, die deutsch- und fremdsprachige Bücher zu verschiedenen Forschungsschwerpunkten bereithält. Der Wissensspeicher samt Büchersammlung bildet einen festen Bestandteil der GfZK.

Die Ausstellung wurde von Edina Nagy kuratiert.

Nachdem Edina Nagy ihr Studium in Kunstgeschichte, Medien, Ästhetik und für Ungarische Sprache in Ungarn abschloss, war Nagy Trainee in der Gemäldegalerie Berlin und Doktorandin an der Universität der Künste Berlin. Sie erhielt neben dem Kuartor*innen Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen außerdem ein Stipendium des Kulturfonds Ungarns, sowie das Paul Celan Stipendium für Übersetzer*innen aus Wien. Außerdem war und ist sie Dozentin an der Universität der Künste Ungarn und der Eötvös Loránd Universität (ELTE) in Budapest. Parallel arbeitet sie als Kuratorin.

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