Den Ausgangspunkt der Ausstellung bilden Veränderungen in den Vorstellungen und in der Praxis von Arbeit und Freizeit in postsozialistischen Ländern Osteuropas. Die Grundlage für diese Transformation liegt im Übergang von einer an Industrie und Landwirtschaft orientierten Produktion zum neuen Kapitalismus, der auch auf der immateriellen Produktion von Symbolen und Bildern beruht. Hier setzen die Arbeiten zeitgenössischer KünstlerInnen an: Sie verbinden ökonomische Fragen und Bedingungen innerhalb der Kunst mit dem neuen wirtschaftlichen Modell. Dabei kreisen die Überlegungen der KünstlerInnen um systemimmanente Widersprüche und Absurditäten. Sie interessieren sich für ideologische Grundlagen der gegenwärtigen Arbeitsbedingungen und reflektieren ihre eigene Position in diesem Kontext.
Die Ausstellung zeigt Werke, die Fragen zu geänderten Produktionsverhältnissen im sich transformierenden Osteuropa stellen, insbesondere zu neuen Arbeitskonzepten. Können KünstlerInnen ein symbolisches Kapital und neue gesellschaftliche Formen dort konstituieren, wo im Zuge der Transformation gesicherte Arbeitsplätze verschwinden und die durch veraltete Erwerbsverhältnisse geprägten sozialen Beziehungen sowie Freizeitmodelle aufgelöst werden? ›Arbeiter verlassen die Fabrik‹ – so heißt der berühmte Essayfilm von Harun Farocki, der sich verschiedenen filmischen Repräsentationen dieses Themas im industriellen Zeitalter widmet. Was passiert aber mit Arbeitern, die ihre Fabrik schon längst verlassen haben, weil sie meist nicht mehr existiert? Sie tauchen als Akteure künstlerischer Produktion in immaterieller Form in der ›sozialen Fabrik‹, dem Museum, wieder auf.
Kuratorin Joanna Sokołowska, Stipendiatin der Kurator*innen Stipdenium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und Preisträgerin des Dr. Klaus Schaffner Preises.
Joanna Sokołowska ist derzeit Kuratorin und Kunsthistorikerin und arbeitet für das Muzeum Sztuki im polnischen Łódź. Sie interessiert sich vor allem für künstlerische Kartographien der Weltökologie und Ökonomie sowie für Modelle zukünftiger Ökologien kollektiver Lebensformen.