Der Krimer Filmregisseur Oleg Sentsov wurde im Mai 2014 von Sicherheitsdiensten der Russischen Föderation entführt und später mit dem Vorwurf, Organisator einer terroristischen Gruppe zu sein, festgenommen. Nach einem Schauprozess wurde der Künstler zu 20 Jahren Strafkolonie verurteilt und nach Jakutien gebracht.
Die Ausstellung Sentsovs Camera geht auf diese Ereignisse zurück. In essayistischer Form erzählt sie, wie sich Konflikte in Räume einschreiben und wie sich ihre Bewohner plötzlich als Gefangene erleben. Die Erzählung geht über die Krim und die ukrainischen Grenzen hinaus und schließt andere inselhafte Landschaften, wie das deutsche Rügen oder die russischen Solowki, ein. Isolation, Repressionen, militaristisches Pathos – all das prägt die Geschichte von diesen Orten und somit die Biografie von Menschen, die ihrer Freiräume beraubt werden und deren Heim sich in eine vereinsamte Kammer verwandelt.
In dieser Kammer wird man mit zugewiesener Schuld und mit sich selbst konfrontiert und muss gleichzeitig nach Möglichkeiten suchen, das erzwungene Schweigen zu durchbrechen und sich neu zu artikulieren.
Sentsovs Camera ist ein Raum für Geschichten und Bilder, die erzählt und gezeigt werden müssen. Sie ist aber auch eine Linse, die innere Konflikte der Erzählenden offenbart und darin die Betrachter_innen sich selbst erkennen lässt. Sentsovs Camera holt Orte und Ereignisse näher heran und bietet die Möglichkeit, eine eigene Position zu beziehen und sich zu solidarisieren.
Unterstützt von Dr. Klaus Schaffner