Räume der Kunst

Das Projekt Räume der Kunst nimmt den gesellschaftskritischen Kunstbegriff der GfZK und den kontinuierlichen Versuch, ästhetische Erfahrung und Alltagswelt miteinander zu verknüpfen, zum Ausgangspunkt. Die GfZK hat seit ihrer Gründung die Räume, in denen Kunst produziert und präsentiert wird, thematisiert und stetig erweitert. Café, Bibliothek, Shop sowie zwei Hotelzimmer sind von Künstler*innen gestaltet, im Gartenhaus und im Außenraum wird Kunst gezeigt.

Während diese Erweiterung neue Handlungsräume aufgemacht und neue Ausdrucksformen hervorgebracht hat, sind die ambivalenten Effekte für die Kunst, die mit der Auflösung der Einheit von Raum, Werk und Subjekt einhergehen, nicht zu übersehen. Bereits in der Geschichte zeigen sich gerade da, wo Grenzen zwischen den Künsten aufgebrochen und das Publikum aktiv einbezogen wurde – beispielsweise in den experimentellen Präsentationen der Avantgarde oder in innovativen Museumskonzepten der Moderne – die konfliktreichen Beziehungen von Politik und Ästhetik, Kunst und Ökonomie, Bildung und Disziplinierung.

Im ersten Teil von Räume der Kunst stellen Lars Bergmann, Martin Beck und Suse Weber im Neubau aus. Sie verfolgen drei sehr unterschiedliche Praktiken im Umgang mit Raum und Institution. Die Positionen stehen unabhängig nebeneinander, gleichwohl sie miteinander kommunizieren. Lars Bergmann legt Strukturen des Neubaus frei und lässt die Räume selbst performen. Suse Weber sprengt das Format Ausstellung und inszeniert ein Hybrid aus Installation und Oper. Martin Beck transferiert Strukturen aus der Vergangenheit in eine neu zu codierende und verhandelbare Gegenwart. Jede  Arbeit fordert zu einer neuen Orientierung auf, die mal physisch ist oder ausschließlich im Kopf stattfindet.

 

NEUBAU

Lars Bergmann (1978 in Jena geboren, lebt und arbeitet in Leipzig) untersucht Räume und deren zugrunde liegende Strukturen/Architekturen. Sein Blick gilt den Ecken, den Wänden, den Leitungen, den Oberflächen. Er kopiert Räume, scannt Wände und installiert ausgedruckte Kopien an die Stellen ihres Ursprungs so, dass die Originale optisch verschwinden. Bergmann baut Negative von Räumen. Er nimmt genau Maß und implantiert funktionale Elemente des Stadt-(Raums) in einem meist sehr einfachen/leichten Material in Ausstellungsräume. Dabei entstehen Irritationen und Verschiebungen, die zunächst als Frage, dann als Aufgabe für Besucher*innen fungieren.

 

Emblematische Skulpturen

Dem Raster eines definierten und codierten Vokabulars folgen auch die Arbeiten von Suse Weber (1970 in Leipzig geboren, lebt und arbeitet in Berlin). Die Installationen Webers sind Skulptur, Installation, Aufführung, Performance, Bühne. Es sind, wie sie selbst sagt, Betrachter*innenmodelle, die das Verhältnis Raum-Arbeit-Betrachter*in herausfordern. Weber untersucht Gesellschaftsmodelle und visualisiert diese durch ein Angebot an Stellvertreter*innen, die auf die Betrachter*innen physisch-sensuell einwirken. Jedes Mal formieren sich ihre Ensembles der Situation entsprechend neu – mit lokalen Bezügen.

 

… what follows may have produced what went before

Um Rückführbarkeit bzw. um Verweise dreht sich auch die Arbeit von Martin Beck (1963 in Bludenz geboren, lebt und arbeitet in New York City und Wien). Er beschäftigt sich mit Design, Kunst, Architektur und den Formen des Ausstellens. Vergangenheit und Gegenwart stoßen bei  Beck immer wieder aufeinander. Die Fotografien, Installationen und Raumentwürfe befinden sich in ständiger Bewegung. Beck sucht historische Vorlagen bzw. Utopien auf und übersetzt sie im Abstraktionsprozess seiner künstlerischen Verwandlung in unsere Gegenwart. Diese Neu-Codierung erzeugt neue Möglichkeiten des Umgangs ganz gemäß des Titelsatzes von Martin Beck für die Leipziger Auswahl: … what follows may have produced what went before.

 

Vermittlung

Masterstudierende der Kunstgeschichte an der Universität Leipzig haben in Zusammenarbeit mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst den Wandel der Ausstellungspraktiken im 20. Jahrhundert erarbeitet. Im Rahmen eines auf Forschungspraxis ausgerichteten Studienmoduls haben sie im Wintersemester 2016/17 einige wegweisende Ausstellungen des 20. und 21. Jahrhunderts im deutschen und internationalen Rahmen studiert. Die Arbeitsergebnisse werden in einer Broschüre zusammengefasst.

 

 

 

 

Mit freundlicher Unterstützung von

dem Bundeskanzleramt Österreich.

Die Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig wird durch den Förderkreis der GfZK Leipzig, die Stadt Leipzig und das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Sie wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.

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