Geht man davon aus, dass Wirklichkeit in einem Wechselspiel von Erfahrung und Erfassung produziert wird, nimmt die Beschäftigung mit der Vergangenheit eine besondere Rolle ein. Während Dokumente, Erzählungen und Erinnerungen wertvolle Wissensvorräte bilden, beeinflussen sie unsere Wahrnehmung maßgeblich. Sie agieren sinnstiftend und vermittelnd zugleich: Sie eröffnen Denkräume zwischen Tatsächlichkeit, Überlieferung und Erkenntnis. So können – ausgehend von konkreten Biografien, Ereignissen und Orten – unterschiedliche Zugänge, neue Deutungen und Geschichten geschaffen werden.
In der Ausstellung werden Werke aus der Sammlung der GfZK durch ausgewählte künstlerische Arbeiten ergänzt, die auf analytische oder dokumentarische, auf erzählerische und spekulative Weise Wirklichkeitsmomente untersuchen und hervorrufen. Die Installationen, Videoarbeiten und fotografischen Werke thematisieren Übergänge und Momente grundlegender Veränderung, die sich nicht nur auf die verhandelten Lebenswege und Denkweisen oder auf das dargestellte soziale und urbane Lebensumfeld auswirken. Vielmehr markieren sie auch die Schnittstellen von Objektivität und Subjektivität, an denen sich in künstlerischen Arbeiten die Positionsverschiebung zwischen Beobachtung, Betroffenheit, Beteiligung, Aneignung und Autorschaft ereignet.