Im dritten Teil treffen drei sehr unterschiedliche Landschaften aufeinander: Die Prärien Colorados (Deer Trail, Colorado, USA) und die friesische Marschlandschaft (Holland), in denen Wapke Feenstra zusammen mit jungen Farmer_innen bzw. Bauern/Bäuerinnen gearbeitet hat und die Berge der Vâlcea (Region Brezoi, Rumänien), wo Kathrin Böhm seit 2012 im Rahmen der Eco Nomadic School aktiv ist. In allen drei Fällen geht es darum, wie die junge Generation der Landwirt_innen und Nutzer_innen bestehende landwirtschaftliche Strukturen ökonomisch und kulturell weiterentwickeln.
Die in Brezoi ansässige FCDL (Fundatia Communitara de Dezvoltare Local) arbeitet aktiv am Erhalt und einer zukunftsgemäßen Nutzung der für die Region typischen ‘Odajas’. Hierbei handelt es sich um Bergalmen, die traditionell den Sommer über von Grossfamilien genutzt wurden, um die im Tal liegende Selbtsversorgung zu ergänzen. Odajas bestehen in der Regel aus einem kleinen Haus, einem Gemüsegarten, Obst- und Graswiesen sowie Holzscheunen. In den Bergen um Brezoi gibt es Hunderte dieser Odajas, die jedoch zunehmend verfallen. Auf Initiative der FCDL und im Rahmen der Eco Nomadic School werden seit 2012 einige der Odajas anders genutzt, neu bespielt und vernetzt.
Die Eco Nomadic School enstand 2012, aus einem bereits seit 2007 vom Atelier d’Architecture Autogerée initierten Europaweiten Netzwerk zum Thema lokale Produktion und trans-lokalen Austausch. Myvillages ist seit 2012 maßgeblich an der Weiterentwicklung und Nutzung dieses Netzwerks beteiligt, und die in der International Village Show gezeigten Projekte in Höfen, Brezoi und Ballykinlar sind ebenfalls an die Eco Nomadic School angegliedert. In der Eco Nomadic School werden Themen und Initiativen vor Ort mit Hilfe der Ideen und des Inputs der Gäste und Partner_innen aus anderen europäischen Regionen reflektiert und realisiert.
Wapke Feenstra hat 2014 zusammen mit Jugendlichen aus Colorado und Friesland einen Film über ihre Lebenswirklichkeit gedreht:„Farmers & Ranchers, Growing Up in Changing Landscapes“ (Produktion M12 und W. Feenstra, Kamera/Schnitt Kim Shively). Die heranwachsenden angehenden Landwirte sind zwischen 15 und 20 Jahren alt. Die friesische Landschaft kämpft mit dem Wandel durch steigende Meeresspiegel und die Prärien Colorados verlieren mehr und mehr an Feuchtigkeit. Beide Regionen trennt Vieles, jedoch zeigt der gegenseitige Besuch der Farmen und Betriebe, dass es ebenso Gemeinsamkeiten gibt.
Myvillages legt für Teil 3 einen Muschelweg an. Die Jugendlichen aus Colorado haben ihre friesischen Altersgenoss_innen besucht. Zum Teil waren sie noch nie am Meer. Das Sammeln von Muscheln bleibt hierbei nicht aus. Muscheln nach Leipzig zu bringen, klingt zunächst absurd. Da treffen erneut Landschaftsbilder aufeinander, die zunächst nichts gemein haben. Folgt man jedoch der geologischen Animation der Leipziger Landschaft von Wapke Feenstra aus Teil 2 der International Village Show, kann man Einschlüsse von Muscheln auch in der Leipziger Landschaft erkennen.
Der Kontrast zwischen der großflächigen Viehlandwirtschaft in den Prärien Colorados, der hoch-technologisierten friesischen Milchintensivlandwirtschaft und der noch manuell ausgeübten Subsistenzlandwirtschaft auf den Odajas ist erheblich.