Im Jahr 1991 wurde in Frankreich erstmals ein Programm erprobt, das die zeitgenössische Kunst neu in der Gesellschaft verankern sollte: die ›Nouveaux commanditaires‹ (›Neue Auftraggeber‹). Von dem belgischen Künstler François Hers initiiert und von der Fondation de France unterstützt, stellt dieses Programm eine Struktur bereit, die es potenziell jedem erlaubt, Initiator und Auftraggeber eines Kunstprojektes zu werden – unabhängig von den eigenen finanziellen Mitteln, von vorangegangenen Erfahrungen mit der Kunst oder von dem Wissen, wie man Kunst eigentlich ›produziert‹.
Die Ausstellung zeigt sieben Projekte der ›Nouveaux Commanditaires‹ in Frankreich aus der Zeit von 1993 bis 2007. Sie demonstriert dabei die Methode des Programms: Warum wünschen sich Menschen ein Kunstwerk? An wen richten sie diesen Wunsch? Wie finden sie die richtigen Künstlerinnen und Künstler? Skizzen, Modelle und Werkbeispiele, Dokumentarfilme und Texttafeln zeichnen nach, wie künstlerische Werke von internationalem Rang in einem sozialen Produktionsprozess entstehen, der das Verhältnis von Kunst und Öffentlichkeit auf neue Füße stellt.
Die Ausstellung ist Teil des Jahresprogramms der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig. Unter dem Titel Auftrag für die Kunst? soll gefragt werden, wie es um den gesellschaftlichen Auftrag der Kunst und ihrer Institutionen steht. Wie nehmen diese heute zwischen Autonomie, Vereinnahmung und Partizipation an der Gestaltung des sozialen Lebens teil? Wer ist ihr Auftraggeber? Welche Erwartungen richten sich an sie? Die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig möchte zu einer offensiven, öffentlichen Diskussion über den gesellschaftlichen Stellenwert der Kunst und ihrer Institutionen beitragen.