Digitale Medien rufen zunehmend die Virtualität von Dasein ins Bewusstsein. Verschiedene Anwendungen, so zum Beispiel Gesichtsfilter, erlauben es uns, unterschiedliche Bilder des Selbst zu produzieren und zu veröffentlichen. Die Koexistenz von Menschen, Cyborgs und Avataren verändert nicht nur unsere Imagination, sondern auch mögliche Identitäten und die Verhaltensformen in privaten und sozialen Räumen.
Der Künstler Tristan Schulze stellt zwei neue Arbeiten in der GfZK aus. „Automaton“ ist durch das Textil- und Musterarchiv der fast 200-jährigen Weberei Tannenhauer in Braunsdorf inspiriert. Mit Hilfe eines Scanners werden Stoffe im Biedermeier Design zunächst digitalisiert. Ein vom Künstler entwickeltes Programm generiert aus den Digitalisaten unzählige neue Muster. Diese wiederum existieren nur für einen Moment, bevor sie von neuen Mustern überschrieben werden. Die Arbeit zeigt das Potenzial künstlicher Intelligenz auf und macht die Kreativität der digitalen Datenverarbeitung im Ausstellungsraum erfahrbar.
Die Möglichkeit, virtuelle Gegenstände (Kleidung, Accessoires,…) für Avatare in Computerspielen zu kaufen, existiert schon seit Jahren. Inzwischen überträgt sich diese Idee in die Modeindustrie. Die erste digitale Modekollektion ist seit 2019 auf dem Markt. Ausgehend von “Automaton” befragt „Skin“, die zweite Arbeit in der Ausstellung, das Verhältnis von Modeindustrie und den so genannten Sozialen Medien. Kann Mode nachhaltig sein? Und wie verändern digitalen Kommunikationsplattformen unsere Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung, unser Konsumverhalten?
Welche Impulse halten digitale Medien für die bildende Kunst und das Ausstellen bereit? Und welche Herausforderungen und Gefahren bergen sie in sich? Beide Arbeiten laden Besucher*innen zur Interaktion ein. Sie lassen sich jedoch nicht komplett von uns Menschen steuern, die Entscheidungen treffen die KI letztendlich in Tristan Schulzes Arbeiten selbst.
Tristan Schulze ist ein Leipziger Künstler und Dozent. Seine Arbeiten reflektieren aktuellen Entwicklungen der digitalen Welt, u.a. in der Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz, Mixed Reality oder Internet of Things Technologien.
Hai Nam Nguyen ist Stipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen an der GfZK. Das Projekt Covers ist sein Abschlussprojekt. Die Ausstellung wird gefördert durch die KdFS und den Dr. Klaus Schaffner Preis.